„Warum macht man das?“ fragte mich zuletzt ein Kunde. Wer geht freiwillig 50km am Stück? Ich hab auf diese Frage keine konkrete Antwort, aber denke, dass es irgendwas mit Herausforderung bzw. „mal was Neues ausprobieren“ zu tun hat.

Erfahrene „Megamarscher“ werden wahrscheinlich die Hände über’m Kopf zusammenschlagen (oder mich auslachen 😊), weil ich das mit dem MegaMarsch eher unprofessionell angegangen bin.

Ich weiß, dass man diese langen Strecken vorher mal trainieren sollte. Hab ich aber nicht gemacht. Ich bin quasi einfach mal drauf losmarschiert. Und davon berichte ich hier.

Kein einziges Mal für den MegaMarsch trainiert

Im Dezember 2022 hab ich mich für den MegaMarsch Mönchengladbach am 18.03.2023 angemeldet, nachdem meine beste Freundin und ihr Mann (Fee und Stefan) die Idee hatten, beim MegaMarsch mitzumachen.

Auch wenn ich grundsätzlich sportlich und leistungsfähig bin (und auch schon einen Marathon gelaufen bin), wusste ich, dass der MegaMarsch eine neue Erfahrung wird und ich diese Strecke üben sollte.

Aufgrund ständiger Krankheit von ca. November 2022 bis März 2023 (mein Sohn geht in die KiTa… alle Eltern werden das verstehen), hatte ich kaum die Möglichkeit, vernünftig zu trainieren. Und das Wetter war auch fies. Ich hatte keinen Bock 😉

Ganz knapp zum Startschuss angekommen

Am Tag des MegaMarschs war das Wetter MEGA. Wir hatten echt Glück. Geschlafen hatte ich nicht besonders gut. Frühstück fiel klein aus.

Obwohl ich dachte, ich bin gut in der Zeit, ärgerte ich mich etwas, dass ich nicht 15 Min. eher zum Borussia-Park gefahren bin. Beim Parken war MEGA viel los und ich wurde leicht nervös. Ich schaffte es dann aber doch knapp und Fee und Stefan warteten schon auf mich.

Wir waren in der 07:30 Uhr Startgruppe. Und dann ging es auch schon los…

1. km bis 10. km – da war noch alles gut

Schon nach ein paar Kilometern merkte ich meine Fersen (bahnen sich da etwa schon Blasen an??), den linken Unterschenkel und meine LWS (unterer Rücken). Klar, ich bin das Langstreckenlaufen gewöhnt, aber nicht das Langstreckenmarschieren. Es ist einfach was anderes. Und ich habe vorher ja auch nicht dafür trainiert 😉

Nach knapp 10km kam die erste Verpflegungsstation, die ich so früh nicht gebraucht hätte. Höchstens zum Pipi machen. Wir aßen ein bisschen und gingen dann relativ schnell weiter.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich bis ca. zum 20. km gar keine Verpflegungsstation gebraucht hätte und es besser gefunden hätte, wenn zum Ende hin die Abstände kürzer gewesen wären.

Aber man muss ja auch keinen Halt machen, sondern kann sich die Pausen ja auch einteilen, wie man möchte.

Ungefähr beim 10. km kam ein Schild: „Vergiss nicht, warum du angefangen hast“. Absolut richtig, bei allem was man tut, sich diese Frage immer mal wieder zu stellen. Warum tu ich, was ich tue? Warum hab ich damit angefangen?

Unsere Laune war super, ich fühlte mich gut und war begeistert von der Strecke. Wir hatten aber auch echt Glück mit dem Wetter! Morgens war die Luft angenehm frisch und die Sonne wärmte schon ganz gut.

11. km bis 20. km – mein Körper spricht zu mir

Ab ca. dem 15. km hatte ich die Befürchtung, dass ich an der rechten Ferse eine Blase hatte. Holy Shit. Jetzt schon? Es ging aber noch… Meine LWS hatte sich wieder beruhigt (hab immer mal ein bisschen Bewegung da eingebaut), aber meine Hüfte fühlte sich „ungewohnt“ an. Das waren alles keine schlimmen Schmerzen, einfach „neue Gefühle im Körper“, die ich so noch nicht kannte.

Und was ich echt lustig fand: ich bekam dicke „Wurstfinger“, dadurch dass die Arme die ganze Zeit nach unten hingen 😉

Das Wetter war einfach nur geil, es wurde sehr warm (also relativ… es war ja März) und die schöne Strecke an der Niers entlang hab ich richtig genossen.

Beim ca. 20. km kam die zweite Verpflegungsstation, die schon viel voller und überlaufener war als die erste. Wir aßen wieder eine Kleinigkeit, füllten unsere Getränke auf und ich machte mir ein Pflaster an den linken Zeh und die rechte Ferse/Fußsohle.

Wenn ich zu diesem Zeitpunkt geahnt hätte, wie meine Füße nach 50km aussehen würden, weiß ich nicht, ob ich weitergegangen wär 😉

21. km bis 30. km – keine Langeweile und die besten Wegbegleiter

Was zwischendurch immer wieder angenehm für den Körper war: wenn die Ebene geändert wurde. Sprich: bergauf, bergab. Permanent auf ebener Strecke gehen, ist echt anstrengend.

Als wir bei der Hälfte (25km) waren, hatten wir eine reine Gehzeit (also ohne Pausen) von ca. 4 Std. 25 Min.

Beim ca. 27. km stand schon die dritte Verpflegungsstation an, was mir wieder deutlich zu früh war.

Wir aßen wieder eine Kleinigkeit, obwohl ich keinen Hunger hatte. Aber ich dachte mir, dass Energie tanken eine gute Idee ist. Außerdem war es mir wichtig, meine Flaschen mit Wasser aufzufüllen. Toilettendrang hatte ich nach wie vor nicht. Mein Körper hat die ganze Flüssigkeit scheinbar anderweitig verbraucht.

Im Vorhinein hatte ich mir ja Gedanken gemacht, ob beim Marsch Langeweile aufkommen könnte. Dafür hatte ich Kopfhörer eingepackt um ggf. Podcasts zu hören. Die habe ich aber nicht gebraucht, da Langeweile nicht ansatzweise hochkam.

Das lag vielleicht auch an meinen Wegbegleitern Fee und Stefan. Wir haben zwischendurch nett geplaudert oder auch einfach mal gar nichts gesagt. Bin echt froh, dass wir da so gut harmoniert haben.

Das schlimmste bei so nem langen Marsch wäre es glaub ich, wenn man neben jemandem herläuft, der die ganze Zeit blödes Zeug labert 😉

31. km bis 40. km – es wird hart

Also ich würde mal behaupten, dass so gut wie jeder einen Marsch von 30-35km schafft. Danach wird es dann irgendwann hart (also ich kann jetzt nur von mir reden – bin ja totale MegaMarsch Anfängerin).

Von unserer Pace her waren wir schneller geworden. Anfangs hatten wir eine Pace von ca. 11:00 Min. (also für einen Kilometer haben wir 11 Min. gebraucht) und hatten dann später eine Pace von 10:36-10:45 Min. Das wunderte mich etwas, weil ich dachte, man wird langsamer. Aber vielleicht hatten wir uns einfach gut „eingegroovt“.

Ab ca. km 32-35 wurde es für mich echt hart, weil meine Füße schmerzten. Auch da ahnte ich noch nicht, was für riesengroße Blasen ich mir bis km 50 noch laufen würde.

41. km bis 50. km – ich will nicht mehr

Beim ca. 41,5. km kam die vierte Verpflegungsstation. Es war schon alles sehr abgegrast und sah nicht mehr besonders ansprechend aus. Ich war aber auch mental langsam fertig und meine schmerzenden Füße gaben mir den Rest.

Ich klebte mir Blasenpflaster an die Fersen, was aber nichts mehr brachte. Wir hatten uns hingesetzt und das Aufstehen fiel mir so schrecklich schwer. Die ersten Schritte lief ich wie auf Eiern. Ich hatte noch nie so ein Körpergefühl.

Was nicht gut gemacht war: dass die dritte und vierte Verpflegungsstation so weit auseinanderlagen. Am Anfang hätten die Stationen später kommen können und zum Ende hin hätte ich es besser gefunden, wenn sie dichter hintereinander gekommen wären.

Aber für den MegaMarsch 2024 in Mönchengladbach sehen die Veranstalter glaub ich auch eine Richtungsänderung vor.

Auf dem 45km-Schild stand „Ab einem gewissen Punkt wird es nicht mehr schlimmer“. Das stimmt absolut! Irgendwann fühlt sich alles nur noch taub an und es wird nicht mehr schlimmer. Man muss da dann einfach irgendwie durch.

Die letzten Kilometer waren so unfassbar hart und meine Gedanken waren nur noch „Das mach ich kein zweites Mal“. Es hat wirklich keinen Spaß mehr gemacht. Ich fand es schlimm (aufgrund der schmerzenden Füße).

Fee und Stefan haben mich dann noch super „mitgezogen“. Sie waren über die kompletten 50km wirklich tolle Wegbegleiter und ich hab das Gefühl, dass gemeinsame Erlebnisse zusammenschweißen 😊 Danke ihr zwei!

Endlich im Ziel… und die Tage danach

Ich kann nicht in Worte fassen, wie kaputt ich war. Ich trank ein Krombacher Weizen Zitrone alkoholfrei, holte mir meine Urkunde und den Wanderpass. Die Medaille ist auch echt toll, aber um mich so richtig zu freuen fehlte mir irgendwie die Kraft.

Mir war total kalt, ich war hundemüde und wollte einfach nur ins Bett 😉 Körperlich, also muskulär, war alles top und ich fühlte eine angenehme Muskelanstrengung. Meine Füße waren einfach nur noch ein Schmerz und ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so große, dicke Blasen gesehen.

Wir haben die 50km übrigens in 8 Std. 55 Min. 45 Sek. gemacht (reine Gehzeit). Inklusive Pausen waren wir 10,5 Stunden unterwegs.

Am nächsten Tag, nach einer sehr erholsamen Nacht, war ich immer noch müde und nahm ein Muskelentspannungs-Bad. Ich versorgte meine Füße, die zum Glück schnell besser wurden und ein paar Tage später schon wieder okay waren.

Zwei Tage nach dem MegaMarsch merkte ich meine Muskeln immer noch deutlich und ich hatte das Gefühl, nach so einer außergewöhnlichen (extremen?) Belastung lange Zeit zum Regenerieren zu brauchen.

Würde ich es nochmal tun?

Kurz nach dem MegaMarsch hätte ich ganz klar „NEIN!“ gesagt. Und mittlerweile ist es ein „Ja, wenn…“. Ich würde es tatsächlich nochmal machen, WENN ich wüsste, dass ich mir GARANTIERT nicht mehr so schlimme Blasen laufen würde.

Aber wie soll ich das vorher wissen? Sollte ich mir zwischendurch die Schuhe wechseln? Oder andere Socken anziehen? Ich bin da eher skeptisch und will es einfach nicht riskieren.

Deshalb gehe ich mal davon aus, eher nicht mehr an einem MegaMarsch teilzunehmen. Und es ist auch so, dass mir andere Bewegungs- bzw. Sportarten einfach mehr Spaß machen.

Es war eine wirklich tolle Erfahrung und ich freue mich so sehr, meine Heimatstadt Mönchengladbach mal von einer anderen Seite gesehen zu haben. Man muss nur die richtigen Wege gehen (z. B. an der Niers entlang), dann sieht man mal, wie grün Mönchengladbach sein kann.

Wie sieht es bei dir aus? Kannst du dir vorstellen, bei einem MegaMarsch mitzumachen? Oder hast du schonmal mitgemacht? Hast du Tipps gegen Blasen an den Füßen? Kommentiere hier unten.

HINWEIS: Alle meine Empfehlungen sind sorgfältig geprüft und richten sich an gesunde Menschen ab 18 Jahren. Keiner meiner Beiträge kann einen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat bieten. Bitte konsultiere einen Arzt bevor du mit einem körperlichen Training und/oder einer Ernährungsumstellung beginnst und/oder Nahrungsergänzungsmittel zu dir nimmst. Besonders dann, wenn du in der Vergangenheit schonmal Beschwerden hattest.

Bei meinen Ratschlägen und Anleitungen handelt es sich nicht um Heilsversprechen. Ich gebe keine Erfolgsgarantie.